Dialektik der Anerkennung

EULENGASSE Jahresthema 2019

Das Jahr 2019 steht bei EULENGASSE im Zeichen von Anerkennung im Kunstkontext. Anerkennung ist zu verstehen als eine wertschätzende Wahrnehmung und Haltung der Person an sich sowie auch als eine ökonomische Anerkennung von Kunstschaffenden, ihrer diversen Arbeitsleistungen und Werte. Dabei thematisieren wir neben den wechselseitigen Beziehungen der Protagonisten des Kunstbetriebes untereinander auch das Verhältnis zwischen Kunstbetrieb und dem gesamtgesellschaftlichen Gefüge.

Als vor einigen Jahrzehnten die bildende Kunst in der populären Kultur immer beliebter wurde, gab es mehr Raum für Ausstellungen, und als Folge davon wurden mehr Menschen stärker in die Kunst einbezogen. Die Erweiterung der Szene brachte mehr Akteure ans Licht, schuf Superstars und Künstler*innen mit großem Erfolg – aber was ist mit der Qualität ihrer Arbeit? Inzwischen haben wir viele unsichtbare und nicht anerkannte Künstler*innen um uns herum; ist die Qualität ihrer Arbeit wirklich geringer? Es wurde viel deutlicher, dass der Erfolg künstlerischer Arbeit mehr mit (Selbst-)Vermarktung, Netzwerken und anderen Akteuren (Journalist*innen, Kurator*innen, Galerist*innen, Unterstützer*innen und unzähligen Freund*innen etc.) zu tun hat.

Der dialektische Aspekt des Jahresthemas lässt sich festmachen an verschiedenen Vorstellungen über das Künstlertum – sowohl von Personen innerhalb als auch außerhalb des Kunstkontextes. So existiert beispielsweise immer noch das romantisierende Klischee vom Künstler als dem aus dem Nichts schöpfenden Individualgenie, dessen Präsenz und Anregungen sich die Gesellschaft gerne bedient. Andererseits werden Künstler*innen oft in ihren realen – vor allem ökonomischen – Bedürfnissen wenig ernst genommen, ihre Werke oft nicht angemessen rezipiert und Entstehungsprozesse nicht als geleistete Arbeit verstanden.
Mit Akteur*innen aus Kunsttheorie, Vermittlung und Kunsthandel, mit Sammler*innen, Philosophen und Künstler*innen, und mit Rezipient*innen und Ausstellungsbesucher*innen fokussieren wir die Unterschiede, Ambivalenzen und Widersprüche des Kunstmarkts und seiner Wirkung auf das künstlerische Schaffen und Handeln. Wir wollen mit den verschiedenen Ausstellungen und anderen diskursiven Veranstaltungen klären, worum es eigentlich geht: Um die eigene Selbstreflexion und Selbstvergewisserung als Künstler*in? Um die Außenwahrnehmung vom »Kunstkontext«, also um Anerkennung von »etablierter Stelle«?
Und dann haben wir hier noch die »freie Szene«: Geht es also bezogen auf EULENGASSE um Anerkennung als artist-initiative? Gibt es für deren Künstler*innen einen Platz, irgendwo zwischen »Offenem Atelier« und Mega-Events? Unterscheidet sich die freie Szene wirklich so sehr von der Kunstszene im Allgemeinen? Was ist Erfolg? Und wie gehen wir mit dem Mangel an Anerkennung um?

Fragen, Zweifel, Unvereinbares – es geht wohl um die Widersprüche der Anerkennung. Lassen sich Antagonismen durch ein In-ein-Neues-Überführen auflösen? Wie sind entsprechende Erwartungshaltungen der verschiedenen Akteure, können diese überhaupt befriedigt werden? Solche Fragestellungen und weitere spezifische Dynamiken des Kunstkontextes und ihre Wirkung auf das künstlerische Schaffen und Handeln sind 2019 Thema bei EULENGASSE. Gemäß dem Hegelschen Verständnis von Dialektik als eine Methode des Gegenüberstellens gegensätzlicher Positionen, durch das man über Synthese zu einer neuen Vereinbarung kommt, machen wir uns Dialektik als Form der Unterredung, als Gesprächsführung zunutze, um in sprachlicher und künstlerischer Auseinandersetzung die sprichwörtlichen zwei Seiten der Medaille zu betrachten und offen zu diskutieren. In Ausstellungen und weiteren Veranstaltungsformaten wird ausgelotet, wie es um Anerkennung in Bezug auf Künstler*in und Werk steht.

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BEWERBUNG

SIE MÖCHTEN SICH BEI EULENGASSE FÜR EINE AUSSTELLUNG BEWERBEN?
Das Jahresprogramm wird in Projektversammlungen des Vorjahres entwickelt. Dabei beratend zur Seite: Vládmir Combre de Sena, Künstlerische Konzeptionen und Kuratierungen (combre(at)eulengasse.de) + Helmut Werres, Bewerbungen (h.werres(at)eulengasse.de).
Bei Bewerbungen bitte auf das Jahresthema inhaltlich Bezug nehmen, und eine aussagekräftige Bewerbung zusammenstellen (Projekt, Abbildungen, Vita, Ausstellungsliste, am besten als PDF). Bewerbungen bitte per eMail an

Raumkonzepte [vorläufig]

Jahresthema 2018

Unter dem Motto Raumkonzepte [vorläufig] bietet sich für Bildende Künstler*innen ein weites Betätigungsfeld zur Auseinandersetzung mit ihrem persönlichen Standpunkt ihres künstlerischen Schaffens und im kritischen Dialog mit Kolleg*innen und Publikum diese Positionen zu hinterfragen. Raum zu definieren ist ja an sich bereits ein gewaltiges Statement. So bewegen wir uns einerseits in einem kartesianischen Raum, der durch Punkt, Linie, Fläche und Vektor im Raum aufgespannt wird – und der durch die vierte Dimension in die Zeit ausgedehnt wird. Andererseits bewegen wir uns gleichzeitig auch in anderen Räumen, in sozialen Räumen, in topologischen Räumen, in rechtlichen Räumen, in einem etymologischen Raum. Gerade in der Kunst erfährt die Besetzung eine Raums – die Inbesitznahme – eine politische Auslegung.

Wo ist Raum? Dieser Frage geht Cornelia F.Ch. Heier in der Diskussion nach, indem sie Raumdefinitionen durchdekliniert. Karin Rahts führt die Diskussion wieder auf eine sehr ursprüngliche Fragestellung zurück, indem sie auf die künstlerischen und handwerklichen Mittel in Zeichnung und Malerei verweist und den Ausgangspunkt im künstlerischen Einfall sucht. Der Raum wird zum Spielraum. Harald Etzemüller möchte ausgehend von architektonischer Durchdringung des Begriffs Lebenswelten gestalten. Elke Kaiser sucht »den Raum an sich«, eher in einer philosophischen Dimension.

Raumkonzepte sind also in erster Linie auch Raumkonstruktionen, sie sind in bester Hinsicht »Mehrzweckräume«, ein Begriff, der aufgrund seiner negative Konnotation im Kontext öffentlicher Versammlungsstätten wie Bürgerhäusern unbedingt einer positiven Neudefinition bedürfte. Der Zusatz [vorläufig] verweist auf die Offenheit der Begriffsausdeutung, auf das work in progress, auf da Prozesshafte zeitgenössischer Positionen. Das Jahr 2018 steht also unter dem Motto, was wir RAUM zu zeigen hätten…

SYSTEMS · SYSTÈMES · SYSTEME

Jahresthema 2017

Ein System, bestehend aus miteinander verbundenen Elementen, hat per Definition zu vereinfachen und zu ordnen. Zeitgenössische Kunstschaffende mögen strukturierende Einengung eher nicht — es widerstrebt ihrem kreativen Selbstverständnis, wollen sie doch gerade normierte Geschmacks- und Traditionsgrenzen überwinden. Das derzeitige Ausstellungsgeschehen — so ist zu beobachten — beruht jedoch auf der skandalösen Deregulierung gesellschaftlicher, sozialer und politischer Werte. Hier bei uns und dort weltweit, aber damit auch wieder hier. Keiner und keinem kann dieser moralisch-ethische Verfall gleichgültig sein.

Der menschliche Körper ist ein ausgeklügeltes System (unter und neben vielen anderen Daseinsarten und Daseinsformen). Augen und Ohren öffnen sich den einströmenden Eindrücken, Gehirn und »beseeltes« Herz verarbeiten sie — je nach Individuum mit anderen Prioritäten und nach anderen Prinzipien. Ist einer der Sinne geschwächt oder beschädigt, versucht ein anderes Sinnesorgan einzuspringen und das System zu reparieren. Der ganzheitliche Zusammenhang funktioniert im Regelfall wunderbar reibungslos. Der Mensch traut seinen Augen und Ohren. Er baut Vertrauen in sich und die Umwelt auf. Lebensabläufe und Lebensplanungen werden durch das gezielte Vorgehen bequemer und berechenbarer. Der Mensch meistert sein Leben, wie es umgangssprachlich heißt. Aus der Bahn geworfen, ja fassungslos, gar hilflos, wird er jedoch oft, wenn mächtige Systeme auf ihn einströmen und wirken. Alle Formen staatlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, ideologischer Organisationen sind zwar ebenfalls Menschenwerk, lassen diesen natürlichen Ursprung aber immer weniger erkennen. Es sind komplexe Strukturen, die meisterlich bestimmte Absichten verbergen können, wollen und müssen. Dahinter steckt System, aber welches? Das Ursprungsvertrauen gerät ins Trudeln. Da kein eigenes Organ diesem Schwindelgefühl Einhalt bietet, klammert sich der Mensch an vermeintlich einfache Lösungssysteme und Lösungsvorschläge von außen. Nicht präzise genug ausgedrückt. Er könnte dem Schwindelgefühl zu Leibe rücken und ihm auf den Grund gehen, aber das ist anstrengend. Sehr anstrengend. Systematisch sich ein eigenes Urteil schaffen und bilden, sich wissenschaftliche Lehrsysteme aneignen, puh! Logisch alles aufdröseln, eigene Wert- und Normgefüge erweitern, verändern, manchmal sogar ganz von ihnen ablassen – doppeltes puh und ächz!

Das Jahresthema möchte anhand diverser künstlerischen Ausdrucksformen und Techniken von A wie abfotografiert bis Z wie gezeichnet Anregungen geben. Anregungen zum systematischen und investigativen Be- und Hinterfragen von vorgekauten Geschichten — in welcher Art und Weise diese auch immer daherkommen und sich offenbaren… Das Thema ist ernst, aber gelacht wird gerade und trotzdem.

Verschriftlicht von Sibylle Leibrock

es ändert sich gerade was

Jahresthema 2016

Nachdem wir uns im Jahr 2015 intensiv mit Aspekten des menschlichen Wesens und dem künstlerischen Sein, dem »ICH« auseinandergesetzt haben, soll uns im Jahr 2016 ein neues Thema durch das Jahr geleiten. Die Diskussion unter uns Mitgliedern von EULENGASSE über ein neues Jahresthema wurde im Sommer und Herbst 2015 überlagert durch die gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Flüchtlingskrise. Das Ergebnis dieses Diskussionsprozesses ist in mehreren Sitzungen erarbeitet worden. Wir haben keinen einfachen schlagwortartigen Begriff gefunden. Vielmehr breitet sich ein Feld verschiedener miteinander verwobenen Themen aus. Wir haben dies mit dem Dreiklang »Grenzfall — Territorium – Wandel« gefasst.

Das Jahresthema 2016 mit dem offenen Titel »es ändert sich gerade was« bietet keine direkten Hinweise, es ist kein eindeutiger roter Faden. Vielmehr spiegelt sich darin die wahrgenommene Komplexität der Welt wieder. Das Jahresthema bezieht sich auf die konkrete jetzige Situation, mit der Menschen in dieser Welt, hier bei uns in Frankfurt und überall klarkommen müssen. Unter diesem Jahresthema »es ändert sich gerade was« wollen wir in verschiedenen Ausstellungen und begleitenden Veranstaltungen soziale, wissenschaftliche und geopolitische Fragestellungen verhandeln.

Der öffentliche Raum als Keimzelle, Ausgangspunkt und Aktionsfläche unseres sozialen Verhaltens wird dabei als zentrales Element für die Wahrnehmung unserer Aktivitäten dienen. Der Kunsthistoriker Hanno Rauterberg schreibt über das Bedürfnis, sich im öffentlichen Raum selbst zu erfahren: er beschreibt, in welchem Maße die digitale Welt und das Internet Eingang gefunden haben in die tagtägliche Lebenswelt der Menschen. Und gerade diese Omnipräsenz der digitalen Technik, die überall ihre Sensoren hat und der nichts mehr zu entgehen scheint, weckt – so Rauterberg – in manchen das Bedürfnis, dem unsichtbaren Überall des Netzes ein konkretes, körperlich spürbares Hier und Jetzt entgegenzusetzen. Rauterberg sagt, dass die Gestimmtheit eines Raumes, alles Intuitive, mit dem ein Mensch die Atmosphäre eines Platzes erspüren und sein Gegenüber erfasse, der Wirklichkeit existierender Orte vorbehalten bleibe. Erst im Körper der Stadt, im öffentlichen Raum bekomme der Mensch die eigene Körperlichkeit zu spüren.Im folgenden sind verschiedene Ansätze skizziert, die so oder in ähnlicher Form Ausstellungen beziehungsweise Veranstaltungen von EULENGASSE e.V. formen könnten, die sich mit den jeweiligen Aspekten auseinandersetzen.

»Vom Ich zum Wir«
Gibt es ein Leben nach dem Ich? Das fremde Wir klopft an unsere Türen, begehrt Einlass und Schutz. Unser eigenes territoriales Wir ist bereits heute nicht mehr das, was es gestern noch war. Mehr noch: Es wird es auch nie wieder sein. – Wie es dem fremden Wir geht, wissen Wir nicht. Wollen es vielleicht auch gar nicht. Vielleicht geht es im Grunde nur um das Ich. Jedoch: Das Wesentliche gerät in Vergessenheit: Den Schritt vom Ich zum Wir zu wagen.

»GRENZFALL«
Gibt es bereits Künstler bzw. künstlerische Positionen, die sich mit den sich ausbildenden Ausformungen des zukünftigen sozialen Miteinanders in einer viel-kulturellen Deutschland auseinandersetzen? Es gibt vielerlei Ebenen für die diskursive künstlerische Auseinandersetzung mit Grenzen, Grenzüberschreitung, mit Angst, Aggression, Protest und Widerstand. Eine Ausstellung zu GRENZFALL (im doppelten Wortsinn) könnte aber auch auch mit Horizonterweiterung, Integration und Toleranz künstlerische Antworten geben.

»HEIMAT?«
Was ist das, Heimat? Ein Ort (Territorium), eine Herkunft (Kultur), ein Eingebundensein in eine Gemeinschaft? Oder ist ein Gefühl der Geborgenheit, der Freiheit, der sein zu dürfen, der man ist, ohne Ausgrenzung zu fürchten? Ein zentrales Motiv, das (nicht verwunderlich) mit der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage eng verknüpft scheint: Die eigene Identität als Unterscheidung zum fremden »Anderen« mit den damit verbundenen Verlustängsten, Abgrenzungen oder möglichen Hoffnungen.

»Drehscheibe«
Der Flughafen gilt als Drehscheibe, die in alle Welt führt. Und die mit Schmierseife bedeckte Drehscheibe aus sportlichen Wettbewerben der siebziger Jahre zeigt den Vorgang sehr drastisch. Während die Töpferscheibe den wunderbaren Vorgang der Formbildung aus der unförmigen Tonmasse ermöglicht. Drehscheibe ist ein positiv zu verstehendes Wort.

»Klimawandel«
Mit dem Begriff Klimawandel soll der Versuch unternommen werden, fünf Aspekte des aktuellen Zustands der Welt in all ihren Facetten zu befragen: der durch den Menschen verursachte Klimawandel in der Natur, der Klimawandel in Bezug auf die Verhältnisse zwischen den Nationen, der Klimawandel für die Flüchtlinge, der Klimawandel in den westlichen Gesellschaften, der durch die digitale Revolution verursachte Klimawandel.

»Gender«
Religion, Ritual und Alltag. In allen drei genannten Lebensfeldern sind wir Menschen Mittelpunkt, und dabei hat das biologische Geschlecht eine wichtige Rolle. Aber auch das »soziale« Geschlecht, die soziale Rolle ist wirkmächtig. Im Rahmen einer Ausstellung soll über Fragen der Geschlechtlichkeit in unserer Gesellschaft und säkularisierten Kultur nachgedacht werden, die doch durchtränkt ist von Ritualen (z.B. des Berufslebens), aber auch von Religion (häufig in romantisierten Fragmenten wie zu Weihnachten) und dominiert ist von einem »organisierten« Alltag.

»Territorium«
Nicht der Raum bestimmt unser Leben, wir bestimmen den Raum, in dem wir leben, Lebensräume, Territorien. Anknüpfend an eine Ausstellung, die im April 2015 in Stockholm gezeigt wurde, sollen nun Raum, Ort und Begegnung vor allem unter geo-politischen Vorzeichen künstlerisch erforscht werden. Mit der Fotografie kann sehr treffsicher nachgewiesen werden, in welcher Form der Mensch von der Stadt Besitz ergreift, wie er sie zu seinem Territorium macht.

Jo Albert sagte: »Die Auflösung von kategorialen Systemen führt zu großer Unsicherheit.«

es ändert sich gerade was – tasten wir uns heran, untersuchen wir doch auf künstlerischem Wege einige Aspekte des oben skizzierten Spannungsfelds. Auch wenn wir dabei nicht erschöpfend sein können. Wir blicken mit kritischem Blick auf dieses virulente tagesaktuelle Thema von Flucht und Vertreibung. Aber wir lassen uns auch distanziert auf andere Fragestellungen ein, die außerordentlich vielfältig sein können, die sich ortlos weiterentwickeln. Und die immer die Frage nach Begegnung aufwerfen.

Im Dez. 2015
Stellvertretend für die kollektive Erarbeitung: Mrs. Velvet G.Oldmine, Almut Aue, Helga Marx, Carolyn Krüger, Brigitte Kottwitz, Klaus Bittner, Vládmir Combre de Sena, Harald Etzemüller.

ICH – Jahresthema 2015*

Porträt, Selbstbildnis, Selbstspiegelung, Selbstverletzung (Bildtafeln, Installationen, Performances) werden unzertrennlich verbunden mit »Ich«. Ist das wirklich so, oder gibt es noch andere Sichtweisen? Viele Ausstellungen haben sich des Themas angenommen. Ist »Ich« wirklich ein ausreichend behandeltes Thema in der Kunst? Oder gibt es noch Potenzial, zeitgenössische Aspekte zu untersuchen und zu verhandeln?

Wir beobachten die mediale Vielfalt des Ich, des unentwegt gespaltenen Ich, und die damit einhergehende Auflösung des Ich, des Individuum.
Was ist das Ich? Wir haben, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, einige Gedanken hierzu gesammelt:
Ich, nicht Wir: Eine Zeit der Entsolidarisierung, der Abgrenzung ist zu beobachten. Gleichzeitig gibt es das politische Ich festzustellen, eine Welle der Solidarisierung. Gerade diese Widersprüchlichkeit regt dazu an, sich mit der Thematik künstlerisch auseinanderzusetzen.

Hierzu ist eine Reihe von ca. 8 Ausstellungen geplant, die verschiedene politische, soziologische, philosophische Aspekte des Themas untersuchen und künstlerisch Stellung dazu beziehen. Die Ausstellungen werden ergänzt durch verschiedene Formen der Kunstvermittlung und durch begleitende Veranstaltungen.

Verschlagwortet bildet sich das Jahresthema Ich in folgender verbaler Matrix ab:
Selbst / Wert / Gefühl — Re / Aktion · Mein-Ich — Ich-Meine
Traum, die psychoanalytische Deutungsebene
Der eigene Raum – Der metaphysische Raum (Autonomie und Ich)
Nicht im luftleeren Raum, olfaktorische Sensibilität
Maske, Rolle, Performance · Die sozialen Rollen des Ich
Die Darm/Hirn-Verbindung — Das Geist/Seele Problem
Das performatische Ich — Das multiple Ich
Raum als Einheit — Der eigene Raum — Der Möglichkeitsraum
Ich als Medium — Ich als offene Form

Thematische Annäherungen durch die Mitglieder (Brainstorming):
In dem Maße, in dem ich meine Situation nicht bewerte, wächst der Raum für das andere ich. Man muss sich von sich befreien, sich emanzipieren. — Ich und nicht ich. Yo me amo. Bin ich — und wenn ja, wieviele? Nur im Spiel ist der Mensch sich selbst (Friedrich Schiller).
Ich — ein Kontinuum. Wie geht es Ihnen heute?
Lässt sich das Bewusstsein messen wie die Temperatur? Das Kunstwerk ist eine Abspaltung des Ich. Ich und Goliath. Ich sehe mich als Teil des Ganzen, als Prozess, im Wandel.
Der Tod des Subjekts: Die Maske, das davor und dahinter (Michel Foucault)

Die mannigfaltigen Positionen der Mitglieder und Gastkünstler — Performance, Installation, Bildware, Experimentelles, Selbstversuche etc. versprechen ein komplexes Ich (oder um auf der Metaebene zu sprechen: Über-Ich) zu werden…

*Verschriftlicht von Harald Etzemüller und Cornelia F.Ch. Heier
Download: »Kuratorisches Konzept ICH 2015« (PDF) – Deutsch / English

11 – Jahresthema 2014

»11« eine Zahl, wie jede andere? Ja, aber….

Im ersten Moment wundert man sich, warum eine, warum diese Zahl, im zweiten Augenblick zweifelt man vielleicht, ob 11 überhaupt ein Jahresthema füllen kann, ob nicht Assoziationen hergestellt werden, die in eine nicht intendierte Richtung gehen.

Ausstellungsraum EULENGASSE ist im 11ten Jahr seines Bestehens. Beim Beschluss dieses Jahresthemas waren 11 Personen anwesend und stimmberechtigt. Das scheint Grund genug sich mit 11 zu beschäftigen. Je tiefer mehr man sich mit der 11 beschäftigt, desto mehr Facetten tauchen auf.

11 (früher eilf) bedeutet »Rest eins«. Es ist der Rest, der bleibt, wenn man von 11 (mit den Fingern) zehn abgezählt hat. Hier wird eine Eigenschaft von 11 deutlich: sie liegt dazwischen. Zwischen Zehn (Finger, Zehen) und Zwölf (ein Dutzend, Monaten, Stunden, Apostel…), zwischen der Recheneinheit des Dezimalsystems und der Zahl, die u.a unseren Rhythmus mitbestimmt.

Zwischen kennzeichnet das Vorhandensein von jemandem, einer Sache innerhalb eines durch zwei Begrenzungen markierten Raumes und das Vorhandensein inmitten einer Anzahl, Menge o. Ä.; mitten in; mitten unter. Zwischen kennzeichnet einen Zeitpunkt etwa in der Mitte von zwei zeitlichen Begrenzungen. Zwischen kennzeichnet auch eine Wechselbeziehung und eine Beziehung, in die Unterschiedliches zueinander gesetzt wird.

11 symbolisiert Sünde, Übertretung und Maßlosigkeit. Da die Zehn die vollendete Zahl, das Sinnbild der Vollkommenheit und das Gesetz (die von Gott gegebenen zehn Gebote) ist, stellt die 11 die Überschreitung von beiden dar. Die 11 geht einen Schritt über die vollkommene Zehn hinaus, zur nächsten Sollzahl, der Zwölf, fehlt ihr ein Schritt. Die 11 markiert einen Ausbruch aus einem geschlossenen System.

11 gilt in moderner Numerologie als 1. Meisterzahl, eine Schwingungszahl. Sie ist Summe aus der Eins, der Zahl der Schöpfung und des Willens, und der Zehn, der Zahl des Durchbruchs. Sie symbolisiert Gleichgewicht und Kraft.

11 bedeutet: zwischen gut und böse, Freiheit und Unterdrückung. Damit man nicht laufend zwischen zwei Polen hin- und her getrieben wird, ist ein Neubeginn angesagt.

Aufgezeichnet in den Projektversammlungen von Martina Templin.

Crowdfunding SAINT CREDIBILITY

Ein Ausstellungsprojekt vom Kunstverein EULENGASSE für die SUPERMARKET Independent Art Fair Stockholm 2016

Gibt es Glaubwürdigkeit in der Kunst? Und: Wenn ja, worin besteht sie?
Gibt es Glaubwürdigkeit in der Politik? Und: Wenn ja, worin besteht sie?
Gibt es Glaubwürdigkeit in der Wissenschaft? Und: Wenn ja, worin besteht sie?
Gibt es Glaubwürdigkeit in der Religion? Und: Wenn ja, worin besteht sie?

Unser Crowdfunding-Projekt auf startnext.de unterstützen…

Der Kunstverein EULENGASSE bereitet für die SUPERMARKET Art Fair 2016 in Stockholm die Ausstellung »SAINT CREDIBILITY« vor. Die beteiligten Künstler waren bereits in diesem Jahr erfolgreich dort vertreten. In »SAINT CREDIBILITY« wird es um Vexierbilder, Erinnerung und Wiederkehr gehen. Die Rolle des Künstlers in der Gesellschaft — Wir eröffnen Zwischenräume. Wie stellt sich Glaubwürdigkeit her? »SAINT CREDIBILITY« kommt im Herbst 2016 auch nach Frankfurt!

Mit Ihrer/Deiner Unterstützung haben wir das Ziel erreichen. Vielen Dank!

Unterstützen Sie unser Projekt auf der Crowdfunding-Plattform startnext.de. Wir haben dort eine großangelegte Fundraising-Kampagne gestartet. Vom Gesamtbudget des Projekts (knapp 7.000 €) benötigen wir 2.900 € für die Produktion der Ausstellung und eines gedruckten Ausstellungskatalog. Wir Künstler reisen auf eigene Kosten (25%), und wir haben ein Sponsoring in Höhe von 15%. Deshalb sind 2.900 € das Kampagnenziel. Kommt bis zum 10.11.2015 etwa die Hälfte davon durch Deine/Ihre Spenden und Unterstützung zusammen, dann wird die Aventis Foundation den Rest aus Stiftungsmitteln födern. So können wir die Ausstellung im April 2016 in Stockholm zeigen und dazu den entsprechenden Katalog publizieren. Kommt die Summe nicht zusammen, dann werden alle eingegangenen Gelder von startnext.de an die Spender zurücküberwiesen.

Es besteht für Dich/Sie als Unterstützer also kein Risiko eines Geldverlusts!

Wie funktioniert das Crowdfunding?
Die Crowdfunding-Plattform startnext.de verwaltet das Projekt.
Alle dort eingehenden Fundraising-Gelder werden auf einem gesonderten Konto gesammelt, bis das Projekt abgeschlossen ist. Wenn das Projektziel erreicht wurde, wird das eingesammelte Geld an EULENGASSE e.V. überwiesen und die Realisierung des Projekts kann beginnen. Anderenfalls werden alle Projektgelder von startnext.de an die Spender zurückgegeben.

Wie ist der Projektablauf?
Wir sind in der Finanzierungsphase. Es bleiben bis zum 9. November noch 29 Tage Zeit, um das Ziel zu erreichen, insgesamt 2.900 € an Fundraising-Geldern einzusammeln. Das wird sicherlich nicht einfach werden, aber wir vertrauen auf Euer soziales Netzwerk. Es ist sehr hilfreich, am Abschluss des Spendenvorgangs das Projekt direkt aus startnext.de in Facebook oder anderen sozialen Netzwerken zu posten.

Wie kann ich das Projekt unterstützen bzw. spenden?
Zum Unterstützen bzw. Spenden klickt man auf »Projekt unterstützen«. Hier hat man die Wahl zwischen der freien Spende oder man wählt ein »Dankeschön«. Mit den Dankeschöns bedanken wir uns bei den Unterstützern. Es sind äußerst attraktive Dankeschöns dabei: Viele Bilder von uns Künstlern von EULENGASSE und auch andere Möglichkeiten!

Hinweis:
Wem das alles zu kompliziert ist mit der Anmeldung auf startnext.de, der kann mir als Schatzmeister auch eine eMail senden an . Ich nehme die Unterstützung dann in bar und gegen eine Spendenbescheinigung an und werde diese Spende umgehend bei startnext.de in das Projekt einzahlen.